Meine Reise mit Kakao – Teil 1

Wie ich überhaupt dazu gekommen bin

Zeremonieller Kakao ist mir über die letzten Jahre immer mal wieder begegnet. Ich habe nie aktiv danach gesucht, aber er wurde mir immer wieder mal angeboten. Mal bei einem Festival oder bei Meditationen oder in Kreisen,  wo Menschen sich mit Verbindung beschäftigen. Ich mochte das Getränk, denn ich liebe dunkle Schokolade schon immer. Also war Kakao für mich erstmal einfach angenehm. Ich hatte auch gehört, dass er das Herz öffnen soll, aber ehrlich gesagt konnte ich damit nicht viel anfangen. Es blieb so ein theoretisches Wissen, das für mich nicht greifbar war. Ich hätte nie gedacht, dass Kakao wirklich etwas in mir verändern könnte. Ich hab ihn nicht ernst genommen – jedenfalls nicht als etwas, das tief im Inneren irgendwo wirkt. Für mich war es ein Getränk. Mehr nicht.

Und dann saß ich in einer Kakao-Zeremonie bei einem Vollmond und in mir war auf einmal diese Wärme. Ich weiss nicht so richtig, wie ich es beschreiben soll, denn es war nicht „spektakulär“  - aber mein Herz hat sich geöffnet. Ich hab das nicht beschlossen – es ist einfach passiert. Spürbar war es auch irgendwie erst so richtig danach.  Das war das zweite Mal (nach einer sehr kraftvollen Erfahrung in einer Meditation), dass ich verstanden habe, was mit „Herzöffnung“ gemeint ist. Es war so überhaupt kein spirituelles Konzept, sondern eine echte körperliche Erfahrung.

Danach wollte ich mehr wissen. Ich wollte keine neue Methode lernen, sondern ich war neugierig. Ich wollte verstehen, was Kakao eigentlich ist. Und vor allem, was er wirklich kann - jenseits von dem, was man so im Internet liest und von manchem Leuten, die manchmal auch unangenehm sein können (haha), hört. Ich habe viele Ausbildungen gefunden, viele Kurse und Zertifikate. Es wäre einfach gewesen, irgendeinen Onlinekurs zu buchen oder Freundinnen zu fragen, die sich schon auskennen. Aber das hat sich für mich nicht stimmig angefühlt.

Ich wollte eben keine Technik lernen. Ich wollte keine Zeremonien leiten. Ich wollte wissen, was passiert, wenn ich mit der Pflanze wirklich in Kontakt gehe bzw. eben langfristig eine Art Beziehung damit aufbaue. Und dann bin ich auf Florencia gestoßen. Sie arbeitet mit einer Linie der Maya-Tradition und mit einer weiteren indigenen Community aus dem Amazonas. Sie bietet ein sogenanntes Kakao-Apprenticeship an, das über neun Monate geht. Es hat mich irgend wie direkt angesprochen, obwohl ich zu dem Zeitpunkt gar nicht wusste, warum. Es geht in diesem Weg nicht darum, am Ende etwas anbieten zu können. Also nicht primär. Das ist ein Nebeneffekt. Es geht auch nicht darum, etwas „richtig“ zu machen (also zu wissen, was ich wann machen muss, wenn ich eine Zeremonie leite). Es geht darum, Kakao in das eigene Leben einzuladen. Als eine Art „Spirit“.

In den Kulturen, aus denen diese Arbeit stammt, gelten Pflanzen, Tiere und Elemente nicht als Dinge, sondern als lebendige Wesen mit eben einem “Spirit”. Jede Pflanze hat eine eigene Qualität/ ein eigenes Bewusstsein. Und manche Pflanzen nehmen darin eine besondere Rolle ein - das sind die sogenannten Masterplant Teacher. Sie begleiten uns, jede Pflanze dieser Art auf eine andere Art und Weise. Sie berühren etwas in uns, das wir selbst oft übersehen. Viele dieser Pflanzen wirken sehr intensiv - manche sogar bewusstseinserweiternd oder visionär. Das habe ich selbst noch nie ausprobiert, aber ich kenne ein paar Menschen, die von diesen Erlebnissen erzählen. Kakao gehört nicht in diese Kategorie. Er hat keine halluzinogene Wirkung, enthält keine Substanzen wie DMT, verändert auch nicht das Denken. Und gerade deshalb wird er manchmal unterschätzt (auch von mir).  Weil seine Wirkung eher subtil ist. Er enthält über 300 bioaktive Inhaltsstoffe, die auf mehreren Ebenen wirken. Zum Beispiel Theobromin, was sanft anregt und die Blutgefäße weitet, besonders rund ums Herz. Dadurch wird das Herz besser durchblutet, was nicht nur körperlich spürbar ist, sondern auch emotional etwas in Bewegung bringt. Dann ist da Magnesium, das zur Muskelentspannung beiträgt und das Nervensystem beruhigt. Viele Menschen spüren das als eine Art Erdung  - der Körper kommt zur Ruhe, der Kopf wird klarer. Auch Tryptophan ist enthalten. Das ist eine Vorstufe von Serotonin, also dem sogenannten Wohlfühl-Botenstoff. Es unterstützt eine stabilere Stimmung und kann helfen, emotional zugänglicher zu werden. In Kombination entsteht eine Wirkung, die sehr subtil ist  - aber für mich eben spürbar. Und dadurch kommt man in eine andere Verbindung mit sich selbst. Ich habe besonders in der Anfangszeit alles irgendwie ein bisschen mehr wahrgenommen (Gefühle, körperliche Empfindungen, Gedanken,…). Das ist natürlich auch nicht nur angenehm. Ich vergleiche das oft mit einem Coach, der einfach  bei dir ist und dich spüren lässt, wo du gerade wirklich stehst.

Ich hab mich für das Apprenticeship entschieden, ohne zu wissen, wo es mich hinführt. Ich hatte ein inneres „Ja“ und 1000 Zweifel in meinem Kopf. Und ich habe deswegen auch nach dem ersten „Ja“ wieder abgesagt. Und dann wieder zugesagt. Haha. Es war eine innere Berg- und Tal-Fahrt, weil mein Kopf ehrlich gesagt nicht verstanden hat, was ich jetzt damit will.

Heute trinke ich fast täglich Kakao. Mal ist es eine richtige Zeremonie und na anderen Tagen trinke ich ihn einfach so. Manchmal morgens, manchmal mittags, manchmal abends. Was sich über die letzten Monate in mir verändert hat, wie mein Körper darauf reagiert und was sich durch diese tägliche Beziehung wirklich in meinem Leben verschoben hat – darüber schreibe ich im nächsten Teil.

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Ich bin nicht mehr dieselbe